Chronik
Am Anfang stand der Wunsch eines schwer behinderten Verwaltungsbeamten (Kurt F. Schroth) nach einem ungezwungenen Urlaub, weg von weißen Kitteln und konservativer Hausordnung. Hierfür fühlte sich in Ludwigshafen 1970 noch niemand verantwortlich.
Nach vielen Gesprächen auf örtlicher und überörtlicher Ebenen und dank der Unterstützung des Sozialdezernenten der Stadt Ludwigshafen, haben wir in Ludwigshafen am 04.12.1971 die IBF gegründet. Unsere Organisation sollte soweit irgend möglich mit und nicht für Behinderte arbeiten und neben dem Angebot von Freizeitaktivitäten und Geselligkeit eine Integration unserer schwer behinderten Mitbürger in allen anderen Bereichen anstreben. Von vorneherein sollten möglichst viele nicht behinderte Freunde zur Mitarbeit gewonnen werden.
1972 wurde die IBF in das Vereinsregister eingetragen und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Wir waren uns bewusst, dass wir nicht alle Behinderten in Ludwigshafen erreichen können. Aber wir wollten einen Anfang wagen, Beispiele setzen, zur Nachahmung herausfordern, die Bevölkerung zu einem Umdenken – von passivem Mitleid, zur aktiven Prtnerschaft – bewegen. Heute ist der Anblick von behinderten Menschen im Rollstuhl nahezu selbstverständlich geworden; sie gehören zum Stadtbild.
Bereits 1972 starteten wir unsere erste 14tägige Freizeit nach Südtirol, die trotz aller erstmals zu überwindenden Schwierigkeiten sehr erfolgreich verlief. Mittlerweile sind es mehr als 40 Freizeiten geworden.
von 1972 bis 1976 wurde uns ein Teil der Schlechtwetterhalle auf dem Gelände der Stadtranderholung zur Verfügung gestellt. Es gab keine Toilette und keine Kochgelegenheit. Seit dazu die Möglichkeit vesteht, wird immer noch freitags an Clubabenden gekocht.
1976 wurde dann unser Treffpunkt an der Blies eingeweiht. Die Stadt Ludwigshafen, das Land Rheinland-Pfalz, die Technischen Werke und viele ortsansässige Firmen haben beim Ausbau mitgeholfen. 1982 konnten wir unsere Tagesstätte für schwerkörperbehinderte erwachsene Mitbürger eröffnuen. Mit ihrem allmählichem Wachstum wurde der Treffpunkt langsam zu klein. Eine Erweiterung im Jahr 1989 half nur kurzfristig die große Platznot zu lindern. Aufgrund der intensiver gewordenen Vereinsaktivitäten und der zunehmenden Tahl von Tagesstättenbesuchern wurde 2002 der Treffpunkt noch einmal erweitert.
Aufgaben
Eine der wichtigsten Aufgaben sieht die IBF darin, Schwerstkörperbehinderten, deren häusliche Betreuung ausgefallen ist, vor einer Heimunterbringung zu bewahren.
Mit Hilfe von Zivieldinstleistenden wurde 1984 der IBF-Gehinderten-Hilfsdienst (BHD) eingerichtet. Mit seiner Hilfe konnten bis zu 10 Betroffene in ihrer gewohnten Umgebung bleiben; auf diese Weise wurden ihnen weiterhin ein selbstbestimmtes spontanes Leben ermöglicht. Die würde auch des schwerstbehinderten Menschen zu bewahren ist unser höchstes Ziel.
Mit dem Rückgang der Anzahl an Ziviieldienstleistenden im Pflegebereich konnte der BHD in dieser Form nicht mehr aufrecht erhalten werden. Gemeinsam mit der Stadt wurde eine Service-Station errichtet, deren Qualität jedoch noch sehr unterschiedlich bewertet wird. Wir sehen darin einen ersten Anfang. „Daheim statt im Heim“ – wird weiterhin unser Motto bleiben.
Unabdingbar ist deshalb auch der seit Jahren überfällige Einstieg in eine solidarische gesetzliche Pflegeversicherung auf Bundesebene.
Der Gedanke ein Service-Haus zu bauen wurde von der Stadtverwaltung vor vielen Jahren aufgenommen, aus Kostengründer – aber auch wegen der noch fehlenden Eigendynamik des Vereins in dieser Frage – wurde eine Verwirklichung noch nicht erreicht. In Maudach endstand nunmehr eine Service-Wohnanlage. Die Überlegungen der IBF wurden dort nicht aufgegriffen, doch wird diese Anlage einigen Behinderten geeigneten Wohnraum bieten.
Barrierefreies Ludwigshafen
Der Beseitigung architektonischer Hindernisse galt von Anfang an unsere Aufmerksamkeit.
„Die Form folgt der Funktion“ – Dieser Grundsatz des Dessauer Bauhauses hat heute noch einen hohen Stellenwert. Erst muss alles funktionieren und dann muss es ästhetischen Ansprüchen genügen. Zur Barrierefreiheit darf es keine Konkurrenz geben; jede Missachtung dieses Gedankens grenzt Menschen aus.
Situationen, bei denen die Funktion nicht gegeben ist müssen bewusst gemacht werden, damit die Notwendigkeit ihrer Korrektur erkannt wird. Weinn bei der Planung die Barrierefreiheit berücksichtigt wird, ist der Neubau nicht teuer und erspart später umso teurere Korrekturen: Randsteine wurden auf unsere Initiative in der Stadtmitte durch Bitumenaufschüttungen rollstuhlfreundlich gestaltet, mit der Stadtverwaltung konnte vereinbart werden, dass Bürgersteige an Kreuzungen und Übergängen bei Reparaturenabgeflacht werden. Bei der Planung von Fußgängerzonen Ende der 70er und 80er Jahren war der rollstuhlgerechte Ausbau bereits selbstverständlich.
Leider nicht beim Bau der Straßenbahnhaltestelle in Tieflage: Hauptbahnhof, Gartenstraße und Hemshofstraße. Große Ausnahme: Heinrich-Pesch-Haus. Inzwischen sollen alle öffentlichen Gebäude rollstuhlgerecht ausgebaut werden. Die Stadtverwaltung hat auf unsere Anregung einen Bauingenieur mit der Überprüfung ihrer Baupläne beauftragt.
Fahrdienst
Eine ergänzende Maßnahme zum rollstuhlgerechten Bauen war unser IBF-eigener ehrenamtlicher Fahrdienst für unsere behinderten Mitglieder mti gespendeten FAhrzeugen. Maßgeblich wurden wir dabei unterstützt von unserem Oberbürgermeister, unserem Sozialdezernenten, der Aktion Sorgenkind (Aktion Mensch), der Aktion 72 und nicht zuletzt durch eine Spender des Kuratorium ZNS, der BASF und vielen ehrenamtlichen Fahrern.
1977 richtete die Stadt einen Beförderungsdienst für schwerbehinderte Bürger ein. Nach dessen Zusammenbruch im Jahr 1982 wurde mit maßgeblicher Hilfe der IBF eine für Stadt und Behinderte tragbare und kostengünstigere Neuorganisation des Fahrdienstes vorgenommen.
Öffentlicher-Personen-Nahverkehr (ÖPNV)
In den 70er Jahren konnten die öffentlichen Verkehrsmittel kaum genutzt werden. In die Busse und Bahnen musste man über 3 hohe Stufen steigen. Die Niederflurtechnik mit Rampe sollte die Lösung sein. Heute werden bei den Bahnen die Haltestellen so hoch gebaut, dass man ohne Hilfsmittel in die Bahn fahren kann. Die Busse werden vom Kasseler Bord aus bedient. Viele Haltestellen wurden inzwischen richtig gebaut, viele sind noch zu korrigieren. Eine Übersicht über die geeigneten und noch nicht geeigneten Haltestellen ist unten beigefügt. Das gilt vor allem für das Rathaus, bei dem mittlerweile – wohl auch auf unser Wirken hin – Fahrstühle installiert wurden, das Klinikum, den Bahnhof, die Kaiser-Willhelm-Straße, die Ludwigstraße, den Hans-Wasch-Platz und die Haltestelle Am Schwanen.
Der Bau der Haltestellen am Hans-Warsch-Platz und Am Schwanen werden von Bahn und Bus angefahren. Doch wurde aus ästhetischen Gründen der geraden Linie, also einer durchgehend gleichen Höhe des Bahnsteigs der Vorzug gegeben. In die Bahn kann man nur mühsam oder gar nicht einsteigen, bzw. aus ihr aussteigen. Hier wird aus ästhetischen Gründen ausgegrenzt. Die Haltestelle am Klinikum wurde auf Beschluss des Ortsbeirates nicht ausgebaut, weil dann Parkplätze verloren gegangen wären, was ebenfalls eine Ausgrenzung bedeutet.
Dank den Helfern
All die vielen Aktivitäten wären ohne unsere ehrenamtlich helfenden Freunde nicht möglich. Ihnen allen gilt der Dank der IBF, aber auch allen Institutionen, Firmen, Vereinen und Privatpersonen, die uns über viele Jahre hinweg begleitet haben.